Warum so viele Ossis dumme Nazis und Putin-Liebchen wählen - Eine Untersuchung zur Ehrenrettung und zwecks Wachwerdens

Präambel:

  1. Ja. Es gibt diese Spaltung von „Ossis“ und „Wessis“ bis heute.
  2. Ich bin stolz, ein Ossi zu sein und fühle mich selbst durch die direkte Anrede als „Ossi“ keineswegs beleidigt, denn ich gebrauche gerne mal eine Formulierung wie „Ein Ossi wie ich macht das ganz einfach so - und fertig ist der Tisch!“ - um mitzuteilen, dass zumindest meine Generation der Ossis (auf Grund der geradezu täglichen Übung in der dysfunktionalen Planwirtschaft) besser dazu in der Lage - und hinsichtlich der Risiken auch bereit dazu - ist, bei auftretenden Problemen schnell praktikable Lösungen zu finden - sprich zu „Machen statt Herumzuheulen“.
  3. Schon gar nicht bin ich so ein „Idiot“ oder „Schlafschaf“ wie es manche echte Idioten, Nazis, Querfasler und Covidioten - nicht nur unter den Wessis - denken oder gerne hätten.
  4. AfD und Schlimmere als „dumme Nazis“ und „Putin-Liebchen“ zu bezeichnen ist insofern wahr und richtig, als dass diese fremdenfeindlich sind, demokratische Institutionen beseitigen wollen und - für russisches Geld - das Lied „Vlad Putins, des Blutigen“ singen.

Warum so viele Ossis dumme Nazis und Putin-Liebchen wählen - Eine Untersuchung zur Ehrenrettung der Ossis

Die Kommunal- und Europawahlen haben es gezeigt: Ein erschreckend hoher Anteil der - in „Neufünfland“ zurück gebliebenen - Ossis wählte AfD - und in Hildburgshausen sogar einen echten Neonazi. Was (noch) nicht eintrat ist jedoch, dass diese eine Mehrheit errungen hätten - bei Weitem nicht. Diese Behauptung einer „Mehrheit“ - die man seitens der AfD immer wieder hört - ist eine klare Lüge.

Wenn man jedoch die zurück gebliebenen Ossis und die weg gezogenen Ossis zusammen betrachten würde, dann sähe das Ergebnis ganz anders aus als wenn man nur auf Ergebnisse der Wahlkreise schaut.

Es stellt sich die Frage „Warum wählen die Ossis Nazis?“

Das Wahlverhalten gerade bei Kommunal- und Europawahlen ist von einer niedrigen Beteiligung bei gleichzeitiger Aktivierung der Protestwähler geprägt. Bei diesen Wahlen handelt es sich häufig um „Denkzettelwahlen“. Und damit um einen Indikator für die Zufriedenheit der Bürger.

vers.

Viele der Protestwähler dürften AfD und das BSW gewählt haben. Aber auch Klein-, Kleinst-, Spaß- und „Ein-Thema“-Parteien (z.B. „Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung“) haben von diesen Stimmen bekommen.

Warum ist der Anteil der Protestwähler unter den Ossis so hoch?

Das ist einfach:

Ein hoher Anteil von Bürgern, die mit Ihrer Situation unzufrieden sind, führt unmittelbar zu einem hohen Anteil von Protestwählern. Und je unzufriedener diese sind, um so häufiger machen diese ihr Kreuz bei Extremen - wie eben der AfD.

Diese Aussage führt direkt zur Gegenprobe:

In Kassel, der „glücklichsten Großstadt Deutschlands, in der man also mit wenig Protestwählern rechnen würde, hat die AfD tatsächlich bei der Europawahl eines ihrer bundesweit schlechtesten Wahlergebnisse eingefahren und liegt weit hinter den demokratischen Parteien CDU, Grünen, SPD zurück. Das ist also kein Zufall. (Und ich selbst habe eine gute Wahl getroffen...)

Warum sind sind so viele Ossis unzufrieden?

Kurze Antwort:

„Wohn Du mal in Sömmerda, Chemnitz - oder Hildburgshausen!”

Lange Antwort:

Das ist in der Geschichte und in der Gegenwart begründet. Es gibt da mehrere Aspekte: Intelligenzabwanderung, finanzielle und soziale Sicherheit und das Gefühl mancher Ossis, nicht respektiert zu werden.

Untersuchen wir das:

„Wohn Du mal in Sömmerda, Chemnitz - oder Hildburgshausen!”

Sömmerda hab ich ausgewählt, weil es a) in Thüringen liegt und b) in DDR-Zeiten vergleichbar „prosperierte“. Dort stand die „ostzonale“ Computerfabrik, dort wohnten 1990 also vergleichbar viele kluge Leute.

  • 1984 hatte Sömmerda 23.455 Einwohner.
  • 1993/94 wurden Wenigensömmern, Rohrborn, Schallenburg, Frohndorf, Leubingen, Orlishausen, Tunzenhausen und Stödten, 2018 auch noch Schillingstedt eingemeindet.

Jetzt würde man erwarten, dass durch die zahlreichen Eingemeindungen die Einwohnerzahl gestiegen sei.

Dem ist aber mitnichten so: 2021 hatte Sömmerda trotz all den Eingemeindungen nur noch 18.717 Einwohner - also fast 5000 weniger. Der Bevölkerungsschwund seit der Wiedervereinigung liegt in vielen Städten bei rund 25% - 35%. Das ist auf Wegzüge zurück zu führen. Im Osten veröden wegen des Wegzugs ganze Landstriche - in einer anderen Ecke der „Zone“, der Uckermark, kaufen sich in Szczecin (für ewig-gestrige: „Stettin“) arbeitende Polen Immobilien, welche dort, wie auch in ganz Vorpommern („Sand-Meer. Wald-Meer. Nichts mehr“) weit unter Wert zu haben sind und viele der wenigen Deutschen, die dort noch wohnen, arbeiten inzwischen im früheren „Billiglohnland“ Polen. Der Jobs- und Einwohnerschwund führt jedenfalls zu Vermögensvernichtungen - und für die Betroffenen ist das ganz übel.

Und wer zieht denn bitte weg?

1989/1990 haben es die Ossis - damals noch vereint im Ziel, die DDR zu beseitigen - laut genug skandiert: „Kommt die D-Mark nicht zu uns gehen wir zur D-Mark!“ und viele - darunter „meinereinerselbst“ - haben genau das auch getan. Es ist tatsächlich so, dass bei einer sich verkleinernden Bevölkerung vor allem jene Teile wegziehen, die nicht dumm sind, anderswo - vorliegend im Westen - bessere berufliche Chancen für sich sich sehen und nicht aus zwingenden Gründen lokal gebunden sind (Grundbesitz e.t.c).

Welche Teile der Bevölkerung sehen anderswo bessere berufliche Chancen für sich?

Nun, der besser ausgebildete - mithin der intelligentere Teil. Die mussten und müssen geradezu ihre Heimat verlassen um Jobs mit angemessenen Anforderungen und Bezahlung zu finden. Extrembeispiele waren z.B., Friseure die kurz vor der Einführung des Mindeslohns bei besonders üblen „Sklaventreibern“ für unter 3 Euro arbeiteten - extrem schlechte Bezahlung war (und ist) im Osten geradezu an der Tagesordnung, weil Unternehmer im Osten die Arbeitskräfte ganz anders erpressen konnten und teilweise noch immer können. Aber sehen wir uns diese Grafik an:

Grafik: Anteil der Beschäftigten mit Stundenlöhnen unterhalb von 8,50 €, nach Ost- und Westdeutschland, 1995-2012

2012 wurden im Westen nur 16,9% aber im Osten 29,3% der Arbeitnehmer mit weniger als dem späteren Mindestlohn bezahlt. Die Einkommensunterschiede zwischen den alten und neuen Bundesländern (da sind die zurück gebliebenen Ossis immer noch zu Hause) sind bis heute immens.

Hinzu kommt, dass viele, überhaupt in „Neufünfland“ tätige Unternehmen ihre Konzernleitungen im Westen und die Produktionsstätten im Osten haben. Wer also bestimmte Punkte in der Karriere erreicht - das sind gerade wegen der kaum versteckten Vorbehalte gegenüber Ossis gewiss nicht die Dummen - zieht an den Ort der Konzernleitung - ergo in den Westen. Zur Abwanderung der „besseren Leute“ haben dann nicht zuletzt die zahlreichen Leiharbeitsunternehmen beigetragen, welche die billigeren Arbeitnehmer aus dem Osten gen Westen entsandten. Manch Unternehmen wird manchen Klügeren im Westen behalten und die Dummbrotbäcker zurückgeschickt haben.

Ein Denkbeispiel:

  1. Wir unterteilen die Bevölkerung (100%) in 50% „Dümmere“ und 50% „Klügere“.
  2. Dann nehmen wir 25% Abwanderung der Population vor. Alle von der klügeren Seite.

Das Ergebnis ist: Von der ursprünglich vorhandenen Bevölkerung haben wir 50% „Dümmere“ und 25% „Klügere“ übrig. Die „Dümmeren“ haben nun einen Anteil von 2/3 (67%), die Klügeren nur noch 1/3(33%).

  • Gleichzeitig haben die abgewanderten „Klügeren“ den Anteil derselben an der Bevölkerung im Westen erhöht.

Und da haben wir auch schon den Grund für den hohen Anteil von AfD-Wählern im Osten. Ein markanter Teil der Klügeren - die niemals eine Partei wie die von Putin geförderte - und wohl auch bezahlte - AfD wählen würde ist im Westen und erniedrigt dort den AfD-Anteil an den Stimmen, fehlt also einfach in „Dunkeldeutschland“.

Soweit dann zur Milchmädchenrechnung - Warum die AfD eine Dummvolk-Partei ist:

Wenn man jetzt eine Bevölkerungspopulation hernimmt und mit kruden, volksverräterischen Ideen a la AfD wie „Auflösung der EU“, „Nichtlieferung von Waffen an die Ukraine“, „Austritt aus der WHO und der NATO“, „Ausschaffung der Ausländer“ e.t.c. - welche nur bei Dummen verfangen - „impft“ ...

Bild: Krudes AfD Zeug. Der Autor dieses Pamphlets, Andreas Skrziepietz aus Hannover, taucht weiter unten mit einer Beleidigung im dümmsten AfD-Stil nochmals auf ...

... dann werden diese Ideen sich unter dem dummenTeil der Bevölkerung stärker durchsetzen, wenn - wie gezeigt - die Hälfte der Klügeren und damit Aufklärung fehlt. Es besteht ein direkter statistischer Zusammenhang: je mehr Abwanderung, um so höher ist der Anteil der Dummen und also wählen um so mehr „AfD“. Doch es gibt noch einen Hebel:

Gilt auch im Westen: Psychisch/Psychiatrisch gestörte sind auffallend häufig AfD-Wähler

Ein weiterer Hebel ist vorliegend, dass im Osten nicht nur die dümmeren geblieben sind, sondern auch die psychisch Kranken. Das sind gar nicht so wenige: Bundesweit erfüllt mehr als jeder vierte Erwachsene im Zeitraum eines Jahres die Kriterien einer psychischen Erkrankung. Ernst zu nehmende Psychiater schätzten 2015 die Zahl der schwer und chronisch psychisch kranken Menschen in Deutschland auf 500.000 bis eine Million. Das entspricht, grob gerundet, ein bis zwei Prozent der Erwachsenenbevölkerung. Zugleich leiden sehr viel mehr Menschen an leichteren vorübergehenden psychischen Erkrankungen. Insgesamt dürften - auf Grund der, mit der Krankheit verbundenen Uneinsichtigkeit - bleibt hier eine enorme Anzahl der Fälle unbehandelt. Psychisch kranken Menschen fällt es vergleichsweise schwer, eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen - oder den Job zu behalten. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe: Stigmatisierung am Arbeitsplatz, verschiedene individuelle Faktoren, zu denen auch mangelnde Schul- und Ausbildungsabschlüsse zählen, und Selektion, weil potenzielle Arbeitgeber - begründet - fürchten, dass diese Personen den betrieblichen Frieden erheblich stören, höhere Fehlzeiten aufweisen und das Unternehmen bald, womöglich nach dem mutwilligen Anrichten großer Schäden, wieder verlassen. Ferner haben solche Personen oft eine extrem niedrige Frustrationstoleranz und sind zu einer realistischen Einschätzung ihrer Leistungsfähigkeit ebenso wenig in der Lage, wie sie die Erfolgsaussichten eigenen Handelns nicht zu beurteilen vermögen.

Laut Teilhabebericht der Bundesregierung aus dem Jahre 2013 geht die Hälfte aller Menschen mit chronischen psychischen Störungen keiner Erwerbsarbeit nach. Diese sind sich der Situation insofern bewusst, als dass sie sich schwer und ungerechtfertigt benachteiligt fühlen, was diese dazu verleitet, sich Ideen anzunehmen wie sie die Verschwörungstheorethiker, Querdenker, Covidioten - und die AfD - verbreiten. Denn die „gestörten“ fühlen sich bei der AfD akzeptiert, die AfD nimmt diese Bevölkerungsgruppe derzeit dankbar als Wähler an - würde sich aber nach einer Machtübernahme, wohl genau wie einst die NSDAP, dieser unbequemen und nervenden Gruppe der Quaknazis und Covidioten auch sofort wieder entledigen.

Im Hinblick auf die Zahlen dürfte es erlaubt und zutreffend sein, wenn man davon ausgeht, dass sich ca. 20% der AfD-Wähler im Westen und ca. 15% der AfD-Wähler im Osten Deutschlands aus dem Kreis der psychisch Gestörten - die man übrigens auch durch ihre teils intensive Teilhabe in öffentlichen Diskussionen leicht erkennt, rekrutieren.

Blöde Beleidigung durch den „Docmacher“ Andreas Skrziepietz (Hannover)
Bild/Fallbeispiel: Wer sich (hier ein die AfD bewerbender „Wessi“) in einer öffentlichen Diskussion so entäußert - und nachfolgend allen Ernstes durch einen teuren (€ 4069,21 ) Anwalt gegenüber dem von der Beleidigung betroffenen selbst u.a. behaupten lässt, dessen daraus folgende Aussage, er beleidige andere sei „unwahr“ kann nicht mehr glaubhaft darlegen „ganz normal“ zu sein.

Das sowohl im Osten wie auch im Westen mehr als die Hälfte der Gestörten die AfD gewählt hat dürfte ebenso eine zutreffende Aussage sein, die sich im täglichen Erleben des Autors - dem unvermeidbaren Zusammentreffen mit solchen - auch verfestigt hat. Nur ist der Anteil der Gestörten an der Population in „Neufünfland“ - wegen des Wegzugs der Gesunden - deutlich höher als im „Altelfland“.

Aber die Ursachen sitzen - hinsichtlich der Einkommenfrage - tiefer:

Eine der hervorragendsten und wirklich vieles erklärenden Denkarbeiten auf sozialem wie auch wirtschaftlichen Gebiet (Marketing ist nicht Vertrieb oder Werbung) hat ein Amerikaner veröffentlicht: Die Maslowsche Pyramide:

Maslowsche Pyramide Wikipedia
Bildquelle: PNG by Philipp Guttmann, SVG by Jüppsche, Wikipedia

Mit steigendem Einkommen werden der Reihe nach bedient und also auch entwickelt: Physiologische Bedürfnisse, Sicherheitsbedürfnisse, Soziale Bedürfnisse, Individualbedürfnisse, Selbstverwirklichung. Der Punkt ganz oben ist übrigens „Weltmacht“. Diese Ergänzung - und die Hoffnung, dass der für einen humanoiden Arsch viel zu klein ist, deshalb nicht besetzt werden kann, stammt von einem gewissen Jörg Reinholz. Aber sehen wir mal, was die Parteien so treiben:

Anscheinslinke Parteien wie „die Linken“ bedienen - so deren Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit - ausschließlich Interessen aus dem Bereich der Selbstverwirklichung und der Individualbedürfnisse. Kaum eine Person, welche sich Sorgen hinsichtlich ihrer (un)mittelbaren Ernährungssicherheit macht, wird es interessieren, ob sie mit „Liebe Arbeitnehmer“, „Liebe Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen“, „Wertgeschätzte Mitarbeitende“ oder „He! Proletixe!“ angesprochen wird.

Umweltschutz in allen Ehren - aber was denkt ein Ossi, der sehr viel wahrscheinlicher als ein Wessi „am Monatsende Klimmzüge an der Tischkante macht um nachzusehen, ob sich da nicht doch noch Krümel finden“ - darüber, das erst die Energie und dann alles andere rasant teurer wird? Versprochen hatten die Grünen mal, dass, weil Wind- und Sonnenstrom bekanntlich bei der Herstellung gar nichts koste - der Strom also billiger würde. Die Stromrechnung - und wer, wie überdurchschnittlich viele Ossis unterdurchschnittlich wenig verdient schaut diese genau an und vergleicht die auch mit den Vorjahren - bezeugt das Gegenteil:

Daten und Grafik: Wechselpilot (Das ist, wiewohl es um „Wechselwähler“ geht, wirklich Zufall)

Viele der früheren Wähler der Grünen - derer damit überforderter Wähler - sind wegen des Anstieges der Energiekosten und des durch Bürokratie und ausufernde Vorschriften faktisch zu Stillstand gekommenen Wohnungsbaus, nebst der daraus folgenden, teils unverschämten und Existenzangst schürenden Mietsteigerungen maßlos enttäuscht. Auch der Eingriff des Staates in die Autonomie hinsichtlich des Vorschreibens einer Heizungsart erweist sich als höchst kontraproduktiv: Manche Ossis haben zwar ein eigenes Haus, aber (weil sie daran gebunden sind) kaum Einkommen und erst recht nicht das Vermögen, die sich auch sonst schon im prekären Zustand befindliche Hütte mal eben zu isolieren (was vielerorts dann auch noch zu einem, die Baukosten überschreitenden Krieg mit dem Denkmalsschützer führt) und die Heizung umzubauen: Wen werden die in großer Zahl wählen? Richtig: Die AfD-Schreihälse, die gegen das, ihre finanzielle Zukunft schwer schädigende Heizungs„verbesserungs“gesetz am lautesten anstinken und denen das auf naseweise Art auch sehr leicht gemacht wird.

Ein Interesse an Umweltschutz und „Genderkram“ (den höheren Ebenen der Pyramide) entsteht erst, wenn auch die Sicherheitsbedürfnisse und soziale Bedürfnisse erfüllt sind. Mithin Ernährung, Unterkunft, Gesundheitsvorsorge (physiologische Bedürfnisse) aber auch Kulturteilhabe (dazu zählt auch der früher erschwingliche und sichere Freibadbesuch), Urlaub, Auto und wenigstens ein kleines Erbe für den Nachwuchs (soziale Bedürfnisse) für die Zukunft sicher und möglich erscheinen.

Und genau daran mangelt es vielen im Osten. Der „gemeine Ossi“, der und soweit er prekär bezahlt und/oder in der Unsicherheit der Leiharbeit existiert, interessiert sich „Nullkommagarnix“ für das, was er für - ins Höfliche übersetzt - „Luxusprobleme“ hält. Warum sollten also Ossis „Die Linken“, „Die Grünen“ oder auch eine der etablierten Parteien aus dem Kreis von SPD, FDP, CDU wählen? Es waren die SPD (insbesondere die „Genossen der Bosse“ aus deren mächtigem, konzerne-nahen Seeheimer Kreis) - und mit Verlaub die Grünen, welche mit HARTZ IV Leiharbeit stärkten, Gewerkschaften schwächten, Arbeiter der Erpressung durch Ausbeuter aussetzten und also die Schere zwischen Löhnen und Gewinnen sehr weit öffneten - und die im Osten einst starke Linke hat faktisch tatenlos bleibend zugesehen statt die Millionen auf die Straße zu rufen. Jetzt lachen Bloody Putin und die ganze AfD über die billig zu habenden Wähler - mehr als Rumschreien und Blahfaseln ist dank der Fehler nicht nötig.

Kürzer:

  • CDU, FDP haben sich noch nie als Interessenvertreter unterdurchschnittlich bezahlter Arbeitnehmer (vieler Ossis) gesehen. Just die von der AfD gehasste Altkanzlerin Merkel war da vergleichbar so löblich eingestellt, dass man als interessierter Bürger irritiert sein konnte, weil die CDU (zeitweise und punktuell) Arbeitnehmerinteressen und die SPD die von Konzernen vertrat.
  • Die SPD vertritt die Interessen unterdurchschnittlich bezahlter Arbeitnehmer (vieler Ossis) - trotz des Berufens auf die Tradition als „Arbeiterpartei“ faktisch nicht - denn die vertritt - inzwischen ganz offen - die Interessen der Konzerne. Schlagender Beweis: Warburg-Bank-Freund Olaf „Cum-Ex“ Scholz ist immer noch Kanzler und die AfD freut sich über dessen Wahlkampfhilfe durch „im Sessel kleben bleiben“ nicht etwa „ein drittes Ei“, sondern jeden Tag ein solches mehr.
  • Die naseweis agierenden und der Bevölkerung hohe Kosten zumutenden Grünen machen prekär bezahlten, also vielen Ossis sogar regelrecht Angst. Und zwar: Existenzangst. Merksatz für Euch: „Wer die Umwelt schützen will darf nicht die Menschen verzweifeln lassen.“
  • Die einst mächtigen DGB-Gewerkschaften sind aus der öffentlichen Wahrnehmung quasi verschwunden.
  • Die sich so nennende „Linke“ befasst sich mit Themen außerhalb dessen was viele Ossis überhaupt interessieren könnte. Die Ex-Arbeiterpartei-Genossen sollten sich mit anderen Parteien über Wege zu gerechteren Löhnen (auch für Frauen und Ossis!) statt intern um Genderfragen streiten und beim Wahlvolk als Spinnerpartei herüberzukommen, die „den ganzen Sozialkram nur noch auf Wahlplakte druckt, weil sie sich auf keine neuen Sprüche einigen kann.“

In Summa:

Es gibt aktuell gar keine Partei, welche (tatsächlich) die Interessen der (ostzonalen) Arbeitnehmer bedient. Und das hat eine ernste Folge:

Die niedrigen Einkommen und Vermögen machen (wegen des gleichzeitigem Fehlens einer, deren Interessen tatsächlich vertretenden, demokratischen Partei) die Ossis für Schreihälse („Mit Putins Erdgas wird alles billiger und der ist doch gar nicht so schlimm!“-Plärrer) aus dem Kreis der blaubraunen Nazis und russisch bezahlten Putinfreunde von der AfD oder meinetwegen dem Personenkult-Bündnis SW empfänglich - während sich die SPD, Linke und Grüne selbst in Richtung Bedeutungslosigkeit agitieren.

Das Gefühl vieler Ossis, nicht respektiert zu werden - Eigene Erfahrung

Ich selbst bin in den ganz frühen 90ern - es gab Millionen Arbeitslose - auch eine Weile Taxi gefahren. Einer der Fahrgäste bleibt mir in Erinnerung. Der stieg unter der Woche nachts besoffen in „mein“ Taxi und lallte nach weniger als hundert Metern was von

„Den Ossis muss man das Arbeiten erst beibringen.“

Ich hab das Taxometer also bei weniger als DM 3,60 ausgemacht, ihn dann sorgfältig einen Unfall oder gar ein Gespräch vermeidend zu einer Stelle gefahren, die deutlich weiter von seinem Ziel weg war als die Einstiegsstelle - und den ebenso feinen wie grundlos erstaunten Herrn dann mit den Worten „Pass mal auf: Ich lass mich nicht von einem dummen Wessi beleidigen. Ich schmeiss Dich jetzt raus. Sehr gerne auch mit Gewalt! Raus jetzt!“ zum Aussteigen aufgefordert und sodann nicht vergessen, den Kollegen via Funk mitzuteilen wo jemand ist, der nicht von einem „faulen Ossi“ gefahren werden will. Denn ich wusste zu dem Zeitpunkt schon, dass sich der Fleiß der „Wessis“ mitnichten vom Fleiß der „Ossis“ unterscheidet.

Aber nicht jeder Ossi kann und konnte damit so umgehen - und die Tatsache, dass viele Ossis AfD wählen ist auch dem psychologischen Aspekt geschuldet, nicht wertgeschätzt zu werden. Damals waren es oft grundlos arrogante und vergleichbar dumme Karrieristen aus dem Westen, die in großer Zahl kamen und uns Ossis - just weil es selber oft dumme Leute waren - für „dick, dumm, faul und gefräßig“ erklären wollten. Und bis heute spüre ich als „Ossi“ - gerade auch als einer, der Erfolg hat - unter den Teilnehmern von Bildungsveranstaltungen die, sagen wir „vom Teilnehmerkreis her weniger elitär“ sind - manchmal noch Ablehnung. Seitens von einzelnen Teilnehmern, die Angst davor haben, von Leuten wie mir verdrängt zu werden - oder diese Erfahrung schon machten. Ich muss diese Sorte Kurse zum Glück nicht halten, denn ich kann inzwischen auswählen, welche Aufträge ich annehme und so dieser Sorte geistigen Prekariats ausweichen.

Es bleibt aber wie es ist:

Viele Ossis wählen die AfD also aus drei (vier) Gründen:

  1. Es gibt niemanden, der ihre Interessen vertritt.
  2. Die AfD will, so deren Nachricht, wenigstens den Zuzug von Konkurrenz verhindern oder die „Fremdländischen“ gar rauswerfen, was - aber nur in der falschen, von der AfD versprochenen Hoffnung - den gegenwärtigen, wiewohl prekären status quo vieler Ossis wenigstens sichern oder sogar ausbaufähig machen soll.
  3. Um „Den Wessis endlich mal den in den Arsch zu treten!“ statt „getreten“ zu werden.
  4. Man muss das auf den Tisch legen und darf die Nachrichtenlage nicht ignorieren: Mindestens das Sicherheitsgefühl hat - ostzonal: extrem stark - abgenommen und stellenweise ist - just im eher im Westen - die Sicherheit der Bevölkerung faktisch nicht mehr wirksam gewährleistet - sondern nur noch im Geblahfasel der Verantwortlichen. Über dieses systematische Versäumnis schreibe ich später. Weil das sehr viel komplizierter ist als die AfD vormacht.